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Sehr geehrte AWEPA-Mitglieder,

Sehr geehrte LeserInnen unseres elektronischen Newsletters,

Das Budget ist die in Zahlen gegossene Politik eines Landes. Jene Menschen, die sich im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit engagieren, sind daher aufgrund des vorliegenden Budgetentwurfs mit seinen drastischen Kürzungen im EZA Bereich frustriert und enttäuscht und beklagen den mangelnden Weitblick jener, die für die Kürzungen die Verantwortung tragen.

Entwicklungszusammenarbeit ist weitaus komplexer, als das klassische Bild des “hungernden afrikanischen Kindes” es erahnen lässt, obwohl sie am Ende des Tages natürlich den Anspruch erhebt, dass eben dieses „hungernde Kind“ genügend Nahrung, Schulbildung oder ein Dach über dem Kopf erhält. Dies alles sind grundlegende Menschenrechte, deren Wahrung für Menschen, die in der EZA tätig sind, nicht nur eine leere Floskel, sondern die Basis ihrer täglichen Arbeit darstellt.

Entwicklungszusammenarbeit ist zugleich aber auch ein Schlüssel zur Lösung vieler globaler Probleme, die eng mit Armut verknüpft sind, wie mangelnde Demokratisierung, Flüchtlingsproblematik, Terrorismus oder Umweltzerstörung. Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit sind daher auch immer im Licht der Innenpolitik, der Sicherheitspolitik, oder der Umweltpolitik sowie einer generellen globalen politischen Stabilisierung zu sehen, übrigens auch umgekehrt. Diese Zusammenhänge wurden auch von der EU aufgegriffen und sind im aktuellen  Entwurf eines entwicklungspolitischen „Green Paper“  enthalten, das auch im Rahmen einer AWEPA Sitzung im österreichischen Parlament diskutiert werden wird.

Eine ausreichende finanzielle Unterstützung von Projekten und Programmen der EZA sowie kohärente Politik, also das Abstimmen der klassischen Politikfelder eines Landes mit den Zielen der Entwicklungszusammenarbeit, sind die Grundpfeiler für eine zukunftsweisende Entwicklungspolitik. In ihrer Rolle als Abgeordnete des österreichischen Nationalrates können Sie beides an prominenter Stelle thematisieren, einfordern und vorantreiben. Das Team des Parlamentarischen Nord-Süd Dialoges würde sich freuen, Sie dabei unterstützen zu dürfen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein geruhsames Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2011!

Für das Nord-Süd Dialog Team

Mag. Jutta Kepplinger
Projektleiterin

www.nordsued-dialog.org

Inhalt Newsletter Nr. 16/2010
Aktuelles:

Überparteiliche parlamentarische Initiative gegen Gewalt 
AWEPA Newsletter zu EU Presidency Seminar
Green Paper der Europäischen Kommission zur EU-Entwicklungspolitik
3. Afrika-EU Gipfel in Tripolis
NR-Abg. Judith Schwentner präsentiert den EZA-Adventkalender der Grünen
Nachlese zur Veranstaltung "Kohärente Armut? – Armut in Kohärenz!"

Termine Österreich:

Vortrag und Diskussion: Aid Orphan oder Aid Darling?
Vortrag: Nach 41 Jahren Krieg und 8 Jahren Frieden - Entminung in Angola
Aktuelles:

Überparteiliche parlamentarische Initiative gegen Gewalt 

Am 25. November 2010, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, riefen die Mitglieder der AWEPA Sektion Österreich dazu auf, die weltweite Kampagne von UNFPA (United Nations Population Fund) und UNICEF (United Nations Children`s Fund) zur „Beendigung der Praxis der Genitalverstümmelung innerhalb einer Generation“ zu unterstützen.
 

erste Reihe v.l.: NR a.D. Inge Jäger; NR-Abg. Petra Bayr; NR-Abg. Mag.a Judith Schwentner; NR-Abg. a.D. Dr.in Elisabeth Hlavac; Zweite Reihe v.l.: Mag. Christian Wigand; NR-Abg. Dr.in Ursula Plassnik; Mag.a Martina Franke;

In allen Ländern dieser Welt sind Frauen und Mädchen von Gewalt betroffen im öffentlichen oder privaten Bereich, in Friedens- oder Konfliktzeiten. Weltweit sind allein zwischen 100 und 140 Millionen Mädchen und Frauen Opfer verschiedenster Formen der Genitalverstümmelung. Diese Gewalt an Frauen stellt eine grobe Menschenrechtsverletzung und gleichzeitig ein massives Hindernis für das notwendige Erreichen der Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen und in allen Bereichen dar. Solange es Gewalt gegen Frauen gibt, kann kein echter Fortschritt in Bezug auf Entwicklung, Gleichheit und Frieden gemacht werden.

Die Abgeordneten der AWEPA-Sektion im Österreichischen Parlamente fordern deshalb weit reichende Maßnahmen und Aktionen im Kampf gegen FGM und Gewalt an Frauen und Mädchen weltweit, aber in Afrika im Speziellen.

Die vollständige Resolution finden Sie hier:

>>> Überparlamentarische Initiative gegen Gewalt an Frauen

AWEPA Newsletter zu EU Presidency Seminar
Am 22. Oktober 2010 organisierte AWEPA im Rahmen der belgischen EU-Ratspräsidentschaft ein EU Presidency Seminar in Brüssel an dem mehr als 200 ParlamentarierInnen aus Europa und Afrika teilnahmen. Auf dem Seminar mit dem Titel "Towards a Parlamentary Strategy for African Women's Rights and Gender Equality" wurden Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt an Frauen in Afrika diskutiert, wobei ein besonderer Fokus auf Frauen in Konfliktregionen und der Problematik der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM - Female Genital Mutilation) lag.

Die Ergebnisse des EU Presidency Seminars sowie Informationen zu ebenfalls stattgefundenen Nebenveranstaltungen, wie bspw. dem Heads of Sections Meeting der nationalen AWEPA Sektionen, wurden von AWEPA in einem speziellen Newsletter zusammengefasst.

Den AWEPA Newsletter zum EU Presidency Seminar finden Sie hier:

>>> AWEPA Newsletter: EU Presidency Seminar
Green Paper der Europäischen Kommission zur EU-Entwicklungspolitik
Mit dem Vertrag von Lissabon wurde die Entwicklungspolitik zu einem zentralen Anliegen der EU erhoben. Artikel 208 AEUV über die Entwicklungszusammenarbeit lautet:

"Hauptziel der Unionspolitik in diesem Bereich ist die Bekämpfung und auf längere Sicht die Beseitigung der Armut. Bei der Durchführung politischer Maßnahmen, die sich auf die Entwicklungsländer auswirken können, trägt die Union den Zielen der Entwicklungszusammenarbeit Rechnung."

Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen im Bereich der internationalen Armutsbekämpfung und bei der Umsetzung der UN-Millenniumsziele (MDGs  - Millennium Development Goals) hat die EU-Kommission im November ein Green Paper präsentiert, dass eine Modernisierung der EU-Entwicklungspolitik zur Förderung eines breitenwirksamen Wachstums und einer nachhaltigen Entwicklung anstrebt.  Mit dem Green Paper soll eine Diskussion darüber eröffnet werden, wie die EU die Anstrengungen der Partnerländer, die Fortschritte bei der Verwirklichung der MDGs zu beschleunigen, am besten unterstützen kann und wie sie neuen Möglichkeiten der Armutsminderung zum Durchbruch verhelfen kann.

Im Rahmen des Green Paper werden Fragen zu vier angesprochenen Schwerpunktbereichen aufgeworfen:
  • Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit
  • Förderung eines breitenwirksamen Wachstums
  • Ökologisch nachhaltige Entwicklung
  • Landwirtschaft und Ernährungssicherheit 
Einzelpersonen, Organisationen sowie Regierungen und Parlamente werden von der EU-Kommission aufgefordert, Beiträge in Form von Antworten auf die im Green Paper gestellten Fragen und/oder als allgemeine Kommentare zu den angesprochenen Themen einzureichen. Die Konsultation läuft bis 17. Jänner 2011.

Die deutschsprachige Ausgabe des Green Paper der Europäischen Union zur EU-Entwicklungspolitik finden Sie hier:

>>> Green Paper (deutsch)
3. Afrika-EU Gipfel in Tripolis

Von 29. – 30. November 2010 fand in der  libyschen Hauptstadt Tripolis der 3. Afrika-EU Gipfel statt, der dem Thema „Investitionen, Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsförderung“ gewidmet war und an dem insgesamt 80 Staats- und Regierungschefs aus 54 afrikanischen und 27 europäischen Staaten teilnahmen.  Grundlage des hochrangingen Gipfels bildet die 2007 ins Leben gerufenen „Strategische Partnerschaft Afrika-EU“, die auf eine Stärkung der politischen Partnerschaft und strategischen Zusammenarbeit zwischen Afrika und der EU  abzielt.

Bereits 2007 wurde ein Aktionsplan zur Umsetzung der strategischen Partnerschaft Afrika-EU verabschiedet, der in Tripolis erneuert wurde und das Vorgehen bis zum 4. EU-Afrika Gipfel in Brüssel 2013 festlegt. Der neue Aktionsplan sieht besonders eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit, Demokratie und Menschenrechte sowie den gemeinsamen Einsatz für ein stärkeres Gewicht Afrikas in internationalen Gremien wie etwa in der G-20 vor.

Österreich wurde durch Außenminister Michael Spindelegger in Tripolis vertreten, der in seiner Rede für eine Vertiefung der Energiepartnerschaft zwischen Europa und den afrikanischen Staaten plädierte. Zum Abschluss des Afrika-EU Gipfels haben sich die TeilnehmerInnen zum Ausbau der Partnerschaft bekannt und in ihrer Abschlusserklärung deren strategische Bedeutung für beide Seiten betont.

STREITPUNKTE: HANDEL UND KLIMA

Trotz der positiv formulierten Abschlusserklärung kam es Im Laufe des zweitägigen Gipfels zu Meinungsverschiedenheiten, in deren Zentrum besonders die Economic Partnerships Agreements (EPAs) zwischen Afrika und der EU standen. Diese sehen weitgehenden gegenseitigen Freihandel und die umfassende Öffnung der afrikanischen Märkte für EU-Exporte vor. Die afrikanischen Kritiker der Abkommen, vor allem die VerterterInnen des Senegals und Südafrikas, betonten, dass die EPAs afrikanischen Bauern schaden könnten, da diese der Konkurrenz mit der subventionieren EU-Agrarindustrie nicht gewachsen seien. Vor diesem Hintergrund forderten die Handelsminister der afrikanischen Staaten in einer gemeinsamen Erklärung, die Marktöffnung im Rahmen der EPAs an die Einhaltung der UN-Millenniumsziele (MDGs) zu knüpfen.

Ein weiterer Streitpunkt lag im Bereich des Klimaschutzes. Eine ursprüngliche geplante gemeinsame Erklärung der afrikanischen und europäischen Staaten, die im Rahmen des UN-Klimagipfels in Cancún/Mexiko hätte eingebracht werden sollen, wurde von den afrikanischen Außenministern bereits einen Tag von Beginn des Afrika-EU Gipfels abgelehnt, da das von den Europäern erarbeitete Dokument nicht die Prioritäten des Kontinents reflektiere.


Weiterführende Informationen:

>>> Website des „Africa-EU Strategic Partnership“

>>> Abschlusserklärung des 3. EU-Afrika Gipfels (Tripoli Declaration)

>>> Aktionsplan 2011 – 2013

>>> Erklärung der afrikanischen Handelsminister zu EPAs (Kigali Declaration)


Presseaussendungen:

>>> EU-Afrika Gipfel - Spindelegger plädiert für mehr Energiepartnerschaft

>>> EU-Afrika Gipfel - Bayr: Liberalisierungsforderungen seitens der EU bedenklich

NR-Abg. Judith Schwentner präsentiert den EZA-Adventkalender der Grünen
NR-Abg. Judith Schwentner, Mitglied der AWEPA Sektion Österreich, präsentierte am 1. Dezember 2010 unter Motto "Advent, Advent - Es brennt, es brennt..." den EZA-Adventskalender der Grünen. Als Reaktion auf die geplanten Budgetkürzungen im EZA-Bereich wird im Rahmen eines virtuellen Adventkalenders täglich ein Entwicklungsprojekt oder -programm beispielhaft präsentiert, das den Kürzungen der Regierung zum Opfer fallen könnte.

Den EZA-Adventskalender der Grünen finden Sie hier:

>>> EZA-Adventskalender
Nachlese zur Veranstaltung "Kohärente Armut? – Armut in Kohärenz!"
Grenzen und Widersprüchlichkeiten der EU-Entwicklungspolitik

Die Diskussionsveranstaltung wurde von VIDC und ÖFSE organsiert und fand am 6.Oktober 2010 in Wien statt. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Sichtweise Afrikas auf die (entwicklungs-)politischen Beziehungen zur Europäischen Union.

Für die Betrachtung der EU-Entwicklungspolitik in diesem Rahmen standen deshalb folgende Fragen im Vordergrund: Wie sehen Entwicklungsländer ihr Verhältnis zur EU? Was halten Akteure aus dem Süden vom Partnerschaftsprinzip? Handelt es sich bei den Beziehungen zwischen EU und den Entwicklungsländern tatsächlich um eine kohärente Partnerschaft aus der Perspektive beider Seiten? Auf diese komplexen Fragen Licht zu werfen, war die Ambition der Veranstaltung.

Ein ausführlichen Bericht sowie eine Videodokumentation der Veranstaltung finden Sie hier:

>>> Kohärente Armut? – Armut in Kohärenz!

Termine Österreich:

Vortrag und Diskussion: Aid Orphan oder Aid Darling?
Fragmentierung und ungleiche Verteilung von EZA-Finanzflüssen in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit

Die OECD zählte im Jahre 2009 weit über 3.000 zwischenstaatliche Geber- und Empfängerländerbeziehungen im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (EZA). Von den dabei erfassten bilateralen Beziehungen werden zumindest 42 Prozent als quantitativ nicht signifikant eingestuft. Die Ergebnisse weisen auf Ineffizienzen im internationalen aid system durch Fragmentierung von EZA-Finanzflüssen hin. Daneben besteht – meist unabhängig von Bedürftigkeit und Entwicklungsperformance der Empfängerländer – eine ungleiche Verteilung von EZA-Finanzflüssen, die einerseits chronisch unterversorgte Länder – die sogenannten aid orphans („Waisen“) – und andererseits Partnerländer mit einer hohen Konzentration an Finanzflüssen – die aid darlings – produzieren.

Davon ausgehend gibt Suzanne Steensen (OECD) einen Überblick und Grundlagen für die Diskussion der Ineffizienzen im internationalen aid system und einen Einstieg in die aid orphans/aid darlings Diskussion. Mit Kommentaren von Christine Jantscher (Austrian Development Agency) und Petra Navara-Unterluggauer (AG Globale Verantwortung) folgen Inputs einerseits aus der Perspektive einer OEZA-Praktikerin und andererseits aus der Sicht einer NGO-Vertererin.

Zeit: Donnerstag, 16. Dezember 2010, 15:00 Uhr
Ort: C3 - Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, 1090 Wien

Weitere Informationen:

>>> Aid Orphan oder Aid Darling?
Vortrag: Nach 41 Jahren Krieg und 8 Jahren Frieden - Entminung in Angola

Vortrag von Robert Alder, Leiter des Departments für Ländliche Entwicklung sowie stellvertretender Leiter der Delegation der EU in Luanda/Angola

Angola ist eines der Länder in der Welt, die am schwersten von Landminen und explosiven Resten des Krieges betroffen sind. Es ist das am meisten verminte Land in Afrika, und das erforderliche Niveau an Interventionen kann mit dem von Afghanistan und Kambodscha verglichen werden.

Die negativen humanitären Auswirkungen von Minen in Angola sind enorm: Internationale Berichte schätzen, dass ungefähr 1,5 Millionen Menschen ihr Leben während der internen Konflikte verloren und dass 4 Millionen Personen wegen der Minenunfälle vertrieben wurden. Minen sind überall in allen 18 Provinzen zu finden und stellen eine wichtige Beschränkung für die sozioökonomische Entwicklung des Landes dar. Wiederaufbau und die Entwicklung sowie soziale und wirtschaftliche Reintegration der im Krieg vertriebenen Menschen werden negativ beeinflusst.

Trotz der bedeutenden nationalen und internationalen Bemühungen zur Entminung, die schon zu einer wesentlichen Reduktion von Minenunfällen beigetragen haben, sind zusätzliche Bemühungen notwendig, um die Sicherheit der Bevölkerung zu erhöhen und die Entwicklung wirtschaftlicher und sozialer Aktivitäten zu beschleunigen, insbesondere in den ländlichen Gebieten der hauptsächlich betroffenen Provinzen.

Zeit: Donnerstag, 16. Dezember 2010, 19:00 Uhr
Ort: SADOCC-Bibliothek, Favoritenstraße 38, 1040 Wien

Weitere Informationen:

>>> SADOCC